Wir nehmen Abschied: Nachruf auf Uwe Dreher
Der FC Rottenburg trauert um Uwe Dreher
*13.05.1960 † 20.10.2016
Völlig überraschend und viel zu früh verstarb Uwe Dreher 56-jährig in Tübingen. Bestürzt hat der FC Rottenburg 1946 e.V. die Nachricht vom plötzlichen und unerwarteten Tod seines früheren Spielertrainers Uwe Dreher zur Kenntnis nehmen müssen. Große Trauer herrscht im Landkreis Tübingen, da Dreher ein äußerst populärer Zeitgenosse und erfolgreicher Fußballer war, ja vielleicht der Beste den die Region Tübingen/ Rottenburg je hervorgebracht hat. Er wurde am Mittwoch, den 26. Oktober 2016 auf dem Bergfriedhof in Tübingen beigesetzt.
Ein prägender Spieler seiner Zeit und ein außergewöhnlicher Stürmer
titelten ihn seine früheren Mitspieler. Der aus Wurmlingen stammende Uwe Dreher spielte noch mit 54 Jahren gelegentlich in der 2. Mannschaft seines Heimatvereins TSV Lustnau. Am Tag seines Todes trainierte er sogar noch als Aushilfe die erste Mannschaft in der Kreisliga.
Der am 13.05.1960 geborene Dreher begann seine Fußballerkarriere in der Jugend beim SV 03 Tübingen, bevor sein Talent erkannt wurde und er eine eindrucksvolle Profikarriere einschlug. Er wechselte dann zum Zweitligisten Stuttgarter Kickers, damals 2. Bundesliga Süd. Ein „außergewöhnlicher Stürmer, ein richtiger Neuner, der im Strafraum unheimlich stark war“. sagt Guido Buchwald, der Weltmeister von 1990. Der spielte mit Dreher von 1979 bis 1983 beim damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers. Von 1978 bis 1983 erzielte Dreher in 137 Ligaspielen auf dem Degerloch 66 Tore. Es folgte eine Nominierung in die U21-Auswahl, wo er neben Buchwald mit Pierre Littbarski und Lothar Matthäus im Team stand. Sein damaliger Trainer hieß Berti Vogts. Im Gegensatz zu Matthäus und Co. schaffte Uwe Dreher den ganz grossen Durchbruch nicht. Zu viele Verletzungen hinderten ihn daran, in die höchsten Fussballsphären aufzusteigen. Dreher orientierte sich um und wechselte in die Schweiz.
Seine Stationen in der Schweiz: FC Basel, FC Laufen und FC Schaffhausen. Hier erreichte er sensationell mit seinem Club 1988 den Cupfinal gegen die Grasshoppers Zürich. In diesem Team fungierte der routinierte Dreher als Mentor des damals 17-jährigen Roberto Di Matteo (später italienischer Nationalspieler und Trainer auf Schalke).
Vom Stürmer zum Libero
„Ein tragischer Verlust“, trauert der aktuelle Trainer des FC Schaffhausen, Axel Thoma. Seine Schweizer Zeit begann in der Saison 1983/84 in der ersten Schweizer Liga beim FC Basel. Ein Jahr später wechselte er zum FC Laufen (Nationalliga B) ehe er dann für 5 Jahre als klassische „9“ in der zweithöchsten Schweizer Liga beim FC Schaffhausen anheuerte und dort sogar Kapitän wurde. Der grosse Durchbruch wollte Uwe Dreher nicht gelingen, obschon er für unzählige Tore sorgte. Über 200 Tore sollten es gewesen sein, überliefert ist diese Zahl jedoch nicht genau. Doch unzählige Rückschläge aufgrund diverser Verletzungen verhinderten eine Bilderbuchkarriere. Beim FC Schaffhausen zum Captain erkoren, war Dreher immer mehr in der Defensive angesiedelt, bis er als Libero nicht mehr wegzudenken war. 122 Partien absolvierte Dreher für den FC Schaffhausen.
1990 übernahm Uwe als Spielertrainer den wieder in die 1. Liga abgestiegenen FC Laufen, ehe er in der Saison 1990/91 zuerst wieder zu seinem Stammverein SV 03 Tübingen zurückkehrte und nach seinem Karrierenende weiterhin als Spielertrainer aktiv blieb, er heuerte für 3 Jahre von 1991 bis 1994 beim FC Rottenburg an. Danach fand er beim TSV Lustnau seine Heimat, den er 1997 als Spielertrainer in die Bezirksliga führte. Bei Lustnau half er bis vor wenigen Jahren immer wieder als Spieler aus.
Die 1. Mannschaft des FCR im ersten Jahr von Uwe Dreher (Saison 1991/92)
Seine Zeit (1991 – 1994) beim FCR bleibt unvergessen
Der FCR sagt Danke für eine unvergessene Zeit und drei tolle Jahre. Sein ehemaliger Spieler Andreas Noll, der immer noch in verschiedenen Funktionen beim FCR tätig ist, war bestürzt und sprachlos als er vom Tod seines ehemaligen Trainers erfuhr. Auch der damalige Spielaußschussvorsitzende des FCR Thomas Mickeler konnte es nicht fassen als er vom Tod des erst 56-jährigen Uwe Dreher in der Zeitung lesen musste.
Nach seiner Karriere in der Schweiz und einem Jahr beim SV 03 Tübingen hat es der FCR geschafft Dreher für drei Jahre an sich zu binden. Er übernahm in der Saison 1991/92 das Traineramt von Walter Böll. In der Bezirksliga erreichte er im ersten Jahr den 5. Platz. Im zweiten Jahr wurde man nur knapp hinter dem SV 03 Vizemeister. In seinem letzten Jahr, wo er auch noch den Rückkehrer und Oberligaspieler Pascal Müller trainierte, reichte se nur zu einem 8. Platz. Unter Dreher holte man 40 Siege, 25 Unentschieden und 26 Niederlagen bei 171:138 Tore. Er selber absolvierte als Spielertrainer insgesamt 72 Spiele und erzielte dabei 21 Tore. Insgesamt betreute er in den drei Jahren 92 Spiele des FC Rottenburg. Vorwiegend spielte als Libero oder im Mittelfeld.
Die meisten Spiele unter Dreher bestritt Markus Schiebel, der alle Spiele, 92 an der Zahl, unter Dreher mitmachen durfte. Danach folgten mit 90 Einsätzen Klaus Schiebel (heutiger C2-Trainer), Andreas Noll mit 77 Einsätzen (Heute noch als Kassier bei den Heimspielen und Förderer der 1. Mannschaft), Bernd Geiser (jetziger U17-Trainer) und Hilmar Dreher (Uwe´s Bruder und Torhüter) mit 76 Spielen sowie Torjäger Alexander Deibler mit 74 Spielen.
Die besten Torschützen unter Uwe Dreher´s Ära waren Alexander Deibler mit 24 Treffer, Uwe Dreher selber mit 21 Toren, Uwe Wagner (Vater unseres jetzigen Landesligatorhüters Tobias Wagner) mit 19 Treffern, Markus Schiebel mit 17 Treffern, Manfred Dreher mit 16 und Fedele Baldassarra mit 14 Toren.
Dreher war ein echter Kumpeltyp der mit jedem gut ausgekommen ist und mit dem man auch mal nach dem Training ein Bierchen trinken konnte, so seine ehemaligen Spieler. Er brachte fußballerisch alles mit, man konnte bei ihm noch vieles lernen. Dreher war zu dieser Zeit eine Ikone im Fußball und wurde in der Region als genialer und hochqualifizierter Fußballer geschätzt. Nach der Saison 1993/94 wurde er dann vom heutigen Sportchef des SV Nehren Dietmar Schneider abgelöst. Da es im sportlichen Bereich nicht ganz so erfolgreich lief, lernte aber jede einzelne Spieler unter ihm im menschlichen, charakterlichen und theoretischem Bereich unheimlich viel dazu.
An dieser Stelle sagen wir vom FC Rottenburg – „Danke Uwe“
Nachruf des Schwäbischen Tagblatts:
Ein richtiger Neuner
Freitag, 21.10.2016 • Artikel von Tobias Zug lesen
„Tschüß Uwe“
Dreher hinterlässt Frau, zwei Kinder und ein Enkelkind. Der FC Rottenburg und seine ganze Anhängerschaft werden Uwe Dreher trotz seines relativ kurzen Gastspiels in bester Erinnerung behalten und entbieten seiner Ehefrau, seinen zwei erwachsenen Kindern und seinem Enkelkind ihr herzliches Beileid und Anteilnahme.