Südwest Presse - Neckar-Chronik (1a)

05.11.2014

Das Mittwochs-Interview

 

André Gonsior über die Situation beim FC Rottenburg

Der FC Rottenburg ist die große Überraschungsmannschaft in der laufenden Fußball-Landesligarunde. Als Neuling belegt das Team mit 24 Punkten den zweiten Tabellenplatz. Die SÜDWEST PRESSE sprach mit Spielertrainer André Gonsior über die Situation im Klub, über den Torwart-Dreikampf und über das Geheimnis des Erfolgs.

2014-11-02-4678

André Gonsior (32) hier im Spiel gegen die Spvgg Mössingen am 02.11.2014

Interview: Sascha Eggebrecht

SÜDWEST PRESSE: Herr Gonsior, wie sehr ärgert es Sie, dass Sie mit Ihrer Mannschaft nach dem 0:0 gegen Mössingen nun die Tabellenführung an Tübingen verloren haben?

André Gonsior: Überhaupt nicht. Wir haben ganz andere Ziele vor Augen. Wir wollen so schnell wie möglich 45 Punkte sammeln. So lange wir diese Anzahl nicht haben, interessiert mich die Tabelle nicht.

War der Druck als aktueller Tabellenführer vor dem Derby dann doch zu groß für die junge Mannschaft?

Nein! Die Mannschaft kennt solche Situationen ja aus der vergangenen Saison. Da wollten wir ja unbedingt aus der Bezirksliga raus und mussten die Spiele gewinnen.

Trotz des jüngsten Remis gehört Ihre Mannschaft als Aufsteiger zu den großen Überraschungen in der Landesligarunde. Warum läuft es als Neuling so gut für Ihr Team?

Ganz wichtig war, dass die Mannschaft zusammengeblieben ist und noch punktuell durch Moritz Glasbrenner und zwei A-Jugendlichen aus unseren Reihen verstärkt worden ist. Da wir zudem auch noch wenige Verletzte haben, ist der Konkurrenzkampf im Team hoch, sodass sie sich gegenseitig zu besseren Leistungen pushen.

Nach dem Abstieg in die Bezirksliga sollte das Team Zeit kriegen, um sich zu entwickeln – so drei Jahre. Hatten Sie nach der prompten Rückkehr in die Landesliga nicht zunächst Befürchtungen, dass der Aufstieg zu früh kam?

Die Resultate sagen ja was anderes. Wir stehen zu Recht da oben, weil wir uns die Punkte verdient und mit guten Leistungen erarbeitet haben und nicht durch Glück oder komische Schiedsrichterentscheidungen geholt haben. Zu früh ist es allerdings zu sagen, dass wir nun um die Meisterschaft oder um die Plätze eins bis fünf mitspielen.

Wo sehen Sie denn noch Verbesserungspotenzial im Team?

Ganz klar im Spieltempo und im Umschalten von Angriff und Abwehr und umgekehrt. Auch das Spiel ohne Ball ist noch verbesserungswürdig. Und wenn die Jungs einige Spielsituationen auch noch viel schneller erkennen, dann ist mir nicht bange, dass wir die Liga halten und uns in den kommenden Jahren etablieren werden.

Mit Tobias Wagner, Maximilian Blesch und Michael Geiger stehen drei Torhüter bei Ihnen im Kader zur Verfügung. Trotz guter Leistungen ist Wagner nicht die klare Nummer 1. Warum nicht?

Weil alle Torhüter sehr jung und vor allem gleichstark sind. Der Torwarttrainer und ich haben den Jungs gesagt, dass hier jeder seine faire Chance kriegt. Alle drei zahlen es mit guten Paraden zurück. Nur so können sich alle weiter verbessern, als wenn sie monatelang auf der Bank versauern.

Sie sind vor einem Jahr vom VfL Herrenberg nach Rottenburg gekommen. Damals haben Sie dort die zweite Mannschaft in der Kreisliga A II trainiert. Muss ein höherklassiges Team anders trainiert werden als ein unterklassiges?

Nein! Ich habe eine genaue Vorstellung davon, wie ich Fußballspielen will. Für mich ist ein geschlossenes Auftreten genauso wichtig wie das schnelle Spiel. Dies ist auch in der Kreisliga möglich und meine jetzigen Jungs haben meine Vorgaben schneller umgesetzt als erwartet, daher läuft es auch derzeit so gut.

Sie sind nun Chef- und auch Spielertrainer. Wie teilen Sie sich Ihre Trainingsarbeit mit Trainer Andreas Beyerle auf?

Wir stimmen uns immer eng miteinander ab. Ein Spiel sieht von außen oft anders aus als auf dem Platz. Die Zusammenarbeit macht großen Spaß und ich hoffe, dass wir noch sehr lange zusammenarbeiten werden.

2014-11-02-4470

Trainergespann beim FC Rottenburg: Spielertrainer André Gonsior (links) und Trainer Andreas Beyerle (rechts)

Sie sind Stürmer, haben in dieser Saison aber schon auf fast jeder Position gespielt. Warum?

Zum einen haben wir mit Moritz Grupp einen sehr jungen Stürmer, der seine Chancen bekommen hat. Zum anderen hatten wir in der Verteidigung einige personelle Sorgen, sodass ich dort auf der rechten Seite ausgeholfen habe.

In der Landesliga ist nun ein Drittel gespielt worden. Wo sehen Sie Ihr Team am Ende der Runde?

Auf einem gesicherten Mittelfeldplatz mit mindestens 45 Punkten ohne Abstiegssorgen.


Zur Person

André Gonsior ist 32 Jahre alt und in der zweiten Saison Spielertrainer beim FC Rottenburg. In der vergangenen Serie führte er den Klub in die Landesliga. Das Fußballspielen hat er in Darmsheim erlernt. Weitere Stationen waren: Hildrizhausen, Kirchheim, Empfingen, Gärtringen und Herrenberg, wo er als Co-Trainer der zweiten Mannschaft gearbeitet hat.