Interview von Constantin Zeyer (Schwäbisches Tagblatt) mit Marc Mutschler (Trainer FC Rottenburg)

„Haben einen guten Teamspirit“

Fußball-Landesliga Marc Mutschler verlängert beim FC Rottenburg. Der Trainer hat den Aufsteiger nach dem Double aus Bezirkspokal und Bezirksliga-Meisterschaft erneut an die Tabellenspitze geführt.

Schwimmt mit dem FC Rottenburg auf einer Erfolgswelle: Trainer Marc Mutschler
Foto: Ralph Kunze


Erst im Sommer stieg der FC Rottenburg in die Landesliga auf und steht vor der Winterpause mit zwei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Von einem möglichen Durchmarsch in die Verbandsliga will Trainer Marc Mutschler dennoch nichts wissen.
Herr Mutschler, der FC Rottenburg ist wieder Tabellenführer – nun aber in der Landesliga. Hätten Sie das für möglich gehalten?
So wie jetzt alles gelaufen ist, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Der Meistertitel in der Bezirksliga und der Bezirkspokal, diese Titel waren drin und die waren auch unser klares Ziel. Aber so wie die neue Saison verläuft, damit war nicht zu rechnen.
Worin sehen Sie die Gründe für die konstant guten Ergebnisse?
Wir haben einen sehr breiten Kader. Davon haben wir schon in den vergangenen beiden Jahren gelebt und das gilt auch für dieses Jahr. Wir haben auch nicht irgendwelche Jungs, sondern die spielen richtig guten Fußball. Für sie ist das Training sehr wichtig, da nehmen sie sich Zeit für. Und wir haben einen guten Teamspirit, die meisten sind auch privat gut befreundet.
Sie haben in der laufenden Saison schon 30 verschiedene Spieler eingesetzt. Wie groß ist die Gefahr, dass die Zahl der Unzufriedenen aufgrund mangelnder Einsatzzeiten zunimmt?
Ich glaube, wir haben seit einem Jahr nicht zweimal hintereinander mit derselben Startformation begonnen. Das zeigt, dass wir viel rotieren und uns diese Rotation nicht schadet. Wir haben viele Spieler auf einem ähnlichen Niveau. Ich müsste aber lügen, würde ich sagen, dass es keine Unzufriedenen gibt. Das finde ich aber nicht schlimm. Ich habe lieber einen meckernden Spieler als einen, der gar nichts sagt. Denn das würde bedeuten, dass es ihn nicht juckt. Die Aufstellung hat aber auch immer viel mit der Ausrichtung des Gegners zu tun. Wir haben immer fünf oder sechs Positionen, die je nach Gegner variieren.
Sie haben lange auf den Klassenverbleib als Saisonziel verwiesen, nach dem Sieg gegen Nehren vor eineinhalb Wochen haben Sie dann von 50 Punkten als internem Mannschaftsziel gesprochen. Stapeln Sie damit bei 37 Punkten nach etwa der Hälfte der Saison nicht ein wenig tief?
Nein, das würde ich nicht sagen. Jedes Jahr haben wir mannschaftsinterne Ziele, die wir nicht nach außen tragen. Das interne Ziel vor dieser Saison waren 50 Punkte. Mit dem Sieg gegen Nehren haben wir einen großen Schritt dahin gemacht. Wir hatten aber auch viele Fifty-fifty-Spiele, in denen das Spielglück auf unserer Seite war. In der Liga ist alles eng beieinander, verliert man mal drei Spiele am Stück, geht es schnell wieder nach unten. Daher würde ich nicht von Tiefstapeln sprechen.
Die Verbandsliga ist für Sie also kein Thema?
Nein, überhaupt nicht.
Sie würden sich aber nicht dagegen wehren, sollte es doch klappen?
Sollte es irgendwie mit dem Aufstieg in die Verbandsliga klappen, würden wir die neue sportliche Herausforderung natürlich liebend gerne annehmen. Da muss aber wirklich viel zusammenkommen, denn mit Empfingen und Co hat man schon einige Brecher in der Landesliga.
Der FC Rottenburg meldet zurzeit keine A-Jugend und ist in der B-Jugend abgeschlagen Letzter in der Landesstaffel. Was unternimmt der Verein, um die Lage im Jugendbereich zu verbessern?
Verschiedene Gremien befassen sich mit der Situation, damit der Weg wieder nach oben geht. Meine persönliche Meinung ist: Wenn man etwas gegen die Wand fährt, ist ein Neuanfang gar nicht schlecht. Aber so einen Neuanfang kann man nicht in zwei Jahren gestalten, das ist eher ein Zehn-Jahres-Projekt.
Machen Sie sich Sorgen, dass Ihrem Team irgendwann die Spieler ausgehen, wenn von unten erst einmal keine mehr nachkommen?
Das könnte irgendwann schon zum Problem werden. Denn es ist immer schwierig, externe Spieler zu verpflichten. Auf lang oder kurz gesehen müssen wir also auf die eigene Jugend zurückgreifen können.
Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Haben schon andere Vereine bei Ihren Spielern angeklopft?
Sicherlich gibt es da immer wieder Anfragen. Wenn du auf so einer Erfolgswelle reitest, ist das auch ein Stück weit normal. Ich glaube aber, dass uns in der aktuellen Situation niemand verlassen will. Wir sind die erfolgreichste Mannschaft, die der FC je hatte. Das Double gab es noch nie in der Vereinsgeschichte, die Herbstmeisterschaft in der Landesliga sowieso nicht.
Und wie planen Sie Ihre persönliche Zukunft?
Ich habe schon vorzeitig für die neue Runde hier zugesagt. Wir führen auch schon die Einzelgespräche mit den Spielern. Ich hoffe, dass wir die noch in diesem Jahr abschließen können.
Fahrstuhlmannschaft passé – oder etwa doch nicht?
Marc Mutschler und der FC Rottenburg – das scheint zu passen: Seit 2018 ist der 34-jährige Übungsleiter beim FCR. Zunächst trainierte er zwei Jahre lang die A-Jugend und anschließend die U23 für zwei weitere Jahre. 2022 übernahm er von Frank Eberle die erste Mannschaft und führte sie im zweiten Anlauf 2024 zurück in die Landesliga. Zudem gewann sein Team den Bezirkspokal und durfte damit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Double bejubeln. Im Sommer bezeichnete Mutschler den FCR noch als Fahrstuhlmannschaft und sagte: „Wir wollen uns in der Landesliga etablieren.“ Nicht ausgeschlossen, dass den Rottenburgern genau das nicht gelingt – und es für sie in der kommenden Saison in der Verbandsliga weitergeht.
14.12.2024 | Südwest Presse/ Schwäbisches Taglatt Regionalsport