Knut Kircher hier noch im Amt des Ehrenamtsbeauftragten des Württembergischen Fußballverbandes bei der Verleihung des DFB-Ehrenamtspreises 2019 im Sparkassen Carré in Tübingen. (Foto: Markus Riel)

„Wir sind DFB-Chef!“

Der ehemalige Fifa- und Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher vom TSV Hirschau wird ab 1. Juli 2024 der Boss von Deutschlands Elite-Schiedsrichtern.
Anlehnend an den legendären „Bild“-Titel zur Papstwahl witzelte Max Riethmüller, stellvertretender Obmann der Schiedsrichtergruppe Tübingen: „Jetzt können wir sagen, wir sind DFB-Chef!“ Ab 1. Juli 2024 wird Knut Kircher vom TSV Hirschau oberster Chef der Elite-Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bunds DFB. Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH nennt sich seit 2022 der frühere Vorsitz des DFB-Schiedsrichter-Ausschuss, seit das Schiedsrichter-Elitewesen in eine eigene Gesellschaftsform ausgegliedert wurde. Diese DFB Schiri GmbH, an der die Deutsche Fußball-Liga DFL zu 49 Prozent beteiligt ist, ist in die Geschäftsbereiche Sport und Kommunikation sowie Management und Organisation aufgeteilt.
Amtsinhaber lobt Nachfolger
Der mittlerweile an seinem Arbeitsplatz in Affalterbach wohnende Kircher wird wie in der Südwest Presse berichtet Nachfolger von Lutz Michael Fröhlich, der auf eigenen Wunsch aus diesem Amt scheidet. Wie Kircher gegenüber dem TAGBLATT bestätigt, wird er das Amt des Geschäftsführers hauptberuflich ausüben. Konkret wolle er sich zu seiner neuen Aufgabe noch nicht öffentlich äußern.
Bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung auf dem DFB-Campus in Frankfurt am Main sagte der 54-jährige ehemalige Bundesliga- und Fifa-Schiedsrichter: „Zusammen mit den Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der DFB Schiri GmbH, den Sportlichen Leitern und allen Aktiven möchte ich das deutsche Schiedsrichterwesen mit Klarheit, mit Transparenz nach innen und außen sowie mit Geradlinigkeit auf das nächste Level bringen – national wie international. Dieses Level braucht es, damit wir weiterhin mit unseren Referees zur Weltspitze gehören und dem Fußball in Deutschland und Europa die Persönlichkeiten geben können, die es für sehr gute Spielleitungen braucht.“ Wie DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann erläuterte, habe es mehrere Bewerber und Bewerberinnen gegeben innerhalb des Schiedsrichterbereichs für den Geschäftsführer-Posten. „Letztlich haben wir uns für Knut Kircher entschieden, weil uns, die Gesellschafterversammlung der DFB Schiri GmbH, nicht zuletzt seine beruflichen Erfahrungen im Management einschließlich der Personalführung außerhalb der Fußballorganisation überzeugt haben“, sagte Zimmermann, „gerade durch die Ausgliederung des Elitebereichs der Unparteiischen in die Schiri GmbH hat dieser Aspekt an Bedeutung gewonnen.“ Kircher arbeitete schon in seiner aktiven Schiedsrichter-Zeit als Entwicklungsingenieur beim Automobilhersteller Mercedes-Benz Group und leitet mittlerweile bei Mercedes-AMG in Affalterbach die Abteilung Entwicklung Rohbau und Passive Sicherheit.
Lutz Michael Fröhlich hatte Ende Juli bekanntgegeben, seinen bis zum 31. Dezember 2024 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Jetzt soll sein Nachfolger bereits mit Beginn der Saison 2024/25 die Arbeit aufnehmen. Fröhlich sagte bei der Vertragsunterzeichnung Kirchers: „Ich freue mich über den sehr stringenten und transparenten Prozess in der Nachfolgeplanung, durch den am Ende für alle schnell Klarheit geschaffen wurde. Meine herzliche Gratulation geht an Knut Kircher, der eine hervorragende Expertise als Führungskraft in einem Weltkonzern mitbringt und eine langjährige, erfolgreiche Laufbahn als Fifa- und Bundesliga-Schiedsrichter aufweisen kann.“
Für die Schiedsrichtergruppe Tübingen sei Kircher „schon immer unser Aushängeschild gewesen“, sagte Max Riethmüller, „im Sinne von Marketing ist es nicht schlecht für uns, wenn er jetzt auch der Schiri-Chef ist.“ Einfluss auf die Tübinger Schiedsrichter habe dies aber nicht: „Das sind Profis, wir sind Amateure“, sagte Riethmüller.
Schiedsrichter, Beobachter, Ehrenamtsbeauftragter
Zwischen 2001 und 2016 leitete der aus Hirschau stammende und später in Hailfingen wohnende Knut Kircher insgesamt 244 Fußball-Bundesligaspiele, zudem war er von 2004 bis 2012 auch Fifa-Schiedsrichter. Als solcher war Kircher unter anderem bei Weltmeisterschafts- und Europameisterschafts-Qualifikationsspielen im Einsatz. 2007 hatte er seinen einzigen Einsatz in der Champions League, beim 2:2 zwischen ZSKA Moskau und Fenerbahçe Istanbul. 2008 pfiff Kircher das DFB-Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München (1:2 nach Verlängerung), 2012 war er DFB-Schiedsrichter des Jahres. Seit dem Ende seiner aktiven Karriere ist er als Schiedsrichter-Beobachter im Elitebereich tätig und war Ehrenamtsbeauftragter beim Württembergischen Fußballverband WFV.
Pressebericht von Tobias Zug – Schwäbisches Tagblatt am 09.12.2023