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Spielbetrieb im Jugendfußball: Martin Haug und Wolfgang Adis voller Sorgen


„Alles ist besser als nichts“

Martin Haug, Wolfgang Adis
Bilder: Ulmer, Privat

Viele offene Fragen: Wie und wann der Spielbetrieb im Nachwuchsbereich wieder aufgenommen wird, ist momentan noch völlig unklar.
Am Freitag haben sie noch mal eine Videositzung, der erweiterte Verbands-Jugendausschuss und die Jugend-Bezirksvorsitzenden. Großartige Entscheidungen werden nicht erwartet, es wird wohl wieder diskutiert werden, wie es weitergehen könnte mit dem Jugendfußball. Mehr nicht. Und im Jugendfußball engagierte Menschen wie Martin Haug, der Jugendleiter des FC Rottenburg, werden wie bisher die besorgten Eltern, Kicker und Kickerinnen, die ihm anrufen, nicht mal vertrösten können: „Was soll ich denen sagen?“, fragt Haug rhetorisch, „ich kann nichts sagen.“
Der Stand jetzt ist, dass sich der Jugendfußball-Spielbetrieb in den Bezirken an den Beschlüssen des Beirats des Württembergischen Fußballverbands WFV für den Aktivenfußball richtet: Demnach wird gewartet, bis eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bis spätestens 9. Mai möglich ist. Wenn nicht, wird die Saison abgebrochen. „Wenn vor Mai gekickt werden kann, werden wir wohl auch versuchen, die Qualifikationsrunden fertig zu spielen und eventuell danach kleine Aufstiegsrunden“, sagt Wolfgang Adis, der Jugend-Bezirksvorsitzende des hiesigen Bezirks Alb, „aber zwei bis vier Wochen Vorlaufzeit werden die Vereine mindestens brauchen.“
Martin Haug ist dafür, die Saison sofort abzubrechen. Die Spielrunden im Bezirks-Jugendfußball beginnen immer erst Mitte September, sodass fast alle Teams bisher höchstens fünf Punktspiele gemacht haben, manche sogar nur eins. Seit Ende Oktober ist der Spielbetrieb unterbrochen. Haug: „Selbst die Vorrunde kriegst du ja gar nicht mehr fertig gespielt.“ Seit Jahrzehnten ist Haug im Jugendfußball engagiert, ist auch im Verband aktiv, zuletzt in der Spielklassen-Kommission, ist mit Verbandsjugendleiter Michael Supper im regen Austausch.
„Wir müssen irgendwann zu einem einigermaßen normalen Umgang trotz Corona kommen“, sagt Haug und spricht die stagnierende Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, die fehlende Bewegung in allen Sportarten an. So kann es sein, dass D-Jugendspieler, die bisher 9 gegen 9 auf einem kleineren Feld kickten, in die C-Jugend kommen, wo 11 gegen 11 auf größerem Feld gespielt wird – und haben in der vergangenen Saison gerade mal ein Punktspiel gemacht. „Der Lockdown ist übertrieben“, sagt er, „die Politik hat nur mit Virologen gesprochen – aber nicht mit Kinderpsychologen und Menschen, die tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.“
Jede noch so kleine Lockerung, welche den Sportbetrieb mit mehreren Personen aus mehreren Haushalten wieder zulässt, sei willkommen: „Und wenn die Kinder nur drei gegen drei auf einem großen Platz spielen dürfen und nicht gemeinsam duschen“, sagt Haug, „alles ist besser als nichts.“

Als noch niemand an eine Virus-Pandemie dachte:
Im Sommer 2019 kickten die E-Junioren des VfL Kirchheim und die DJK Villingen beim Micki Sport Cup des FC Rottenburg.


Altpapiersammlung als Zeichen
Offiziell abgemeldet habe sich während der Saisonunterbrechung bisher keine Jugendfußball-Mannschaft aus dem Spielbetrieb, sagt Bezirks-Jugendleiter Wolfgang Adis. Aber er befürchte schon, „dass einige Spieler aufhören könnten, und dann haben wir ein noch größeres Dilemma“. Denn vor allem in den älteren Altersklassen gibt es seit Jahren einen rapiden Schwund an Mannschaften, für gerade mal drei Staffeln reicht es in der A-Jugend des Bezirks Alb.
Auch Martin Haug, Jugendleiter des FC
Rottenburg, kann sich vorstellen, dass vor allem ältere Jugendspieler nicht mehr zurückkehren in den Fußballspielbetrieb. „Aber ganz so dramatisch sehe ich es nicht“, sagt er, „ich höre eher, wie alle sehnsüchtig darauf warten, wieder kicken zu können.“ Er verweist auf die jüngste Altpapiersammlung des FCR: Da hätten unter Einhaltung der Corona-Vorgaben ohne großes Bitten und Betteln viele Mitglieder geholfen. Haug: „Das zeigt, dass sich allemal wieder treffen wollen und gemeinsam was unternehmen.“
Presseartikel von Tobias Zug/ Schwäbisches Tagblatt, 25.02.2021

Nachruf für Julius Hallmaier: Gründungsmitglied, Kapitän, Sportlicher Leiter


 

Wir nehmen Abschied von Julius Hallmaier †

*4.3.1925  †24.1.2021

 

Nachruf des FC Rottenburg 1946 e.V., Schwäbisches Tagblatt/ Rottenburger Post vom 17.02.2021


Wir nehmen Abschied von einem unserer Gründungsmitglieder

Julius “Juler” Hallmaier

Die FC-Familie trauert um einen echten FC´ler. Julius Hallmaier, Ehrenspielführer des FC, ist im Alter von 95 Jahren am Sonntag, den 24.01.2021 im Rottenburger Hospital zum Heiligen Geist verstorben.
Der FC Rottenburg trauert um einen der Gründerväter des Vereins aus dem Jahr 1946, ehemaliges Vorstandsmitglied, Kapitän und großen Förderer. Völlig überraschend und tief betroffen mussten wir die traurige Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass unser langjähriges Vereinsmitglied Julius Hallmaier als Pflegepatient mit der stolzen Zahl an 95 Jahren verstorben ist.
Nun hat das Herz von „Juler“, wie ihn seine besten Freunde nennen durften, der zeitlebens im Rottenburger Fußball engagiert war, für immer zu schlagen aufgehört. Der Mann mit Prinzipien wollte keine Aufgaben liegenlassen und war auf dem Spielfeld als Kapitän für alle ein einzigartiges Vorbild sowie als Spielausschussvorsitzender weitere elf Jahre lang der erste wichtige Mann unserer 1. Mannschaft. Wie das Motto des FCR, so lebte auch er den Fußball.

Traueranzeige der Familie Hallmaier, Schwäbisches Tagblatt/ Rottenburger Post vom 15.02.2021


Der Kapitän nimmt seinen Hut

Artikel von Tobias Zug vom 17.02.2021 lesen, Nachruf Schwäbisches Tagblatt

Die Fußball-Dynastie Hallmaier

Der 2-fache Vater der Tochter Dr. Hiltrudis Hallmaier und des Sohns Dr. Berthold Hallmaier, ehemaliger Leistungsträger der 1. Mannschaft und langjähriger FCR-Vorsitzender (1991 bis 2009) sowie ehemalige Teamarzt der Deutschen Handball-Nationalmannschaft, als auch 3-fach-Opa, war ein aufrechter, ehrlicher, durchsetzungsstarker und bei allen beliebtes Mitglied des FCR. Beruflich verdiente er seine Brötchen beim Rottenburger Fouquet-Werk Frauz & Planck als Meister und Abteilungsleiter. Er war verheiratet mit seiner leider ebenfalls schon vor nicht allzulanger Zeit verstorbenen Frau Hiltrudis.
Der Name Hallmaier gehört schon fast zum FC wie etwa der Name Müller beim FC Bayern. Wenn in späteren Jahren über den Rottenburger Fußball einmal Geschichte gemacht wird, dann wird man in vorderster Linie den Namen „Hallmaier“ finden. Dieser Name ist für jeden Rottenburger Fußballanhänger zu einem Begriff geworden. Alle vier Brüder (Julius, Wolfgang, Erwin und Heiner) standen damals in vorderster Reihe des FC Rottenburg. Von dieser Fußball-Dynastie Hallmaier war der Verstorbene der Älteste und wirkte seit Bestehen des Vereins ununterbrochen in der ersten Mannschaft mit. Unter diese vier Brüdern, gesellte sich seine ebenfalls in Rottenburg lebende einzige Schwester Elfriede, aber auch Zwillingsschwester von Wolfgang Hallmaier.

Julius Hallmaier im Wandel der Zeit

3x Meister als Kapitän seines FC

Julius Hallmaier spielte 14 Jahre lang (1946 bis 1960) in der 1. Mannschaft des FC Rottenburg und wurde 1949/50, 1951/52 und 1954/55 als Spieler 3x Meister und steht in der Ewigen-Liste der Spieler mit den meisten Spielen heute noch mit 496 Einsätzen auf Platz 3. Er war langjähriger Kapitän der Mannschaft und spielte als Mittelläufer, heute die Nr.10, im Mittelfeld. Allerdings machte er sich auch auf einer anderen Position einen Namen. Lange bevor Franz Beckenbauer den „Libero“ bekannt machte, machte Julius ihn zur Marke. Der für einen Fußballer ungewöhnlich stark gebaute Vorzeigefußballer wurde im Laufe seiner aktiven Fußballerlaufbahn zu einem echten Libero. Auf der Position des Liberos musste der Gegner erstmal an ihm vorbei kommen. Er war Fußballer durch und durch. Fußball war für den mit Stirnband Kickende alles, bis zum Schluss.
In der Saison 1951/ 52, als Julius im Amt als Kapitän sein Team zur Meisterschaft der Bezirksklasse Alb führte, stieg er mit der 1. Mannschaft in die 2. Amateurliga (damals noch 3. Liga) auf, was somit auch sein größter Erfolg als aktiver Fußballer war. Er machte sein letztes Pflichtspiel für den FCR am 21.05.1960 beim 2:1 Sieg über die TuS Metzingen. In der Saison 1961/ 62 übernahm er am 01.10.1961 das Amt des Cheftrainers des FCR.
Seine wohl schwierigste Saison beim FCR war 1980/81, als man aus der Landesliga abgestiegen war und daraufhin 12 Spielerabgänge verkraften musste. Doch auch diese Hürde meisterte Julius, jetzt als Spielausschussvorsitzender. Er konnte wieder aus der eigenen Jugend eine schlagkräftige Truppe stellen, unter anderem mit dem langjährigen 1. Vorsitzenden Thomas Mickeler, die dann einen guten 5. Platz in der Bezirksliga belegte.
Ein weiteres Highlight seiner langen Fußballkarriere war die Ehrung für seinen 250. Einsatz im Trikot des FCR beim verdienten 3:1-Heimsieg seines FC als Tabellenführer in der 2. Amateurliga gegen den Vierten Spvgg Schramberg. „Eine mächtige Zuschauerkulisse schuf den äußeren Rahmen zu diesem in Rottenburg mit Spannung erwarteten Treffen, welchem die Ehrung des Rottenburger Spielführers, Julius Hallmaier, für sein 250. Spiel in der ersten Mannschaft durch den Verein vorausging.“
Julius setzte sich auch für Wohltätigkeit ein. So etwa kickte der FC mit ihm als Kapitän am 9. Oktober 1967 gegen eine Auswahl der Diözese Rottenburg unter der Leitung von Bundesligaspieler Horst Köppel vom VfB Stuttgart, welches man mit dem zweitrangigen Ergebnis von 8:3 gewinnen konnte. Damals wurden vor über unglaublichen 2000 Zuschauern(!) im Hohenberg-Stadion stolze 2000,- DM für einen Kindergarten der Dompfarrgemeinde gesammelt.

Die drei Meistermannschaften mit Julius als Kapitän

Er packte seine Spieler immer wieder an der Ehre

In der gleichen Saison durfte er als Trainer der 1. Mannschaft auch gegen den VfB Stuttgart kicken. Zwar unterlag man 0:3, dennoch würdigte der damalige Spielausschussvorsitzende Albert Müller ihn für seine über die Saison hinweg sehr gute Arbeit. In diesem Dank schloss Müller vor allem die „unermüdliche Arbeit“ von Hallmaier mit ein. „Gerade Hallmaier habe es oft verstanden, die Spieler immer wieder an der Ehre zu packen“, so Müller in seiner Jahresbilanz 1967, als man um die Meisterschaft mitspielte und die Erwartungen weit übertraf. Unter Hallmaier´s Riege gewann der FCR erstmals in der Vereinsgeschichte am 8. Juni 1969 unter anderem auch den Bezirkspokal mit einem 1:0 über die TSG Tübingen.
Nach seiner Fußballer- und Trainerkarriere (endete 1969) mit Hochs und Tiefs übernahm er ab 1972 bis 1983 als Spielausschussvorsitzender seinen ersten Posten im Vorstand des Vereins.
Demnach widmete sich der Verstorbene in Folge unglaubliche 37 Jahre dem Fußball beim FC und insbesondere den Fußballern der 1. Mannschaft. 1983 stellte er dann seine ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des FCR ein und gab den Staffelstab an seinen Nachfolger Manfred Krespach weiter. Danach ging er in seine wohlverdiente Fußballerrente, stand aber noch lange Zeit im Hintergrund mit Rat und Tat zur Seite.
Als Förderer begleitete der Mann mit dem Hut „seinen“ FC noch viele Jahre und verfolgte noch bis ins hohe Alter Sonntags bis zum Schluss die Spiele des FC Rottenburg. Er war ein großer Fan und Gönner des FCR, ob bei Wind und Wetter, ob die Mannschaft mal um den Auf- oder Abstieg kämpfte, auf seine moralische und finanzielle Unterstützung war immer Verlass.

In den letzten Jahren seines langen Lebens war er gehbehindert und somit pflegebedürftig und auf fremde Hilfe in seinem Haus in der Schubartstraße angewiesen.
Die Früchte seiner Arbeit für den FC Rottenburg werden für uns noch lange sichtbar und unvergessen bleiben. Er hat den Verein geprägt und in unseren Herzen bleibende Spuren hinterlassen. Wir werden ihm mit großem Dank ein stetes Andenken bewahren.
„Julius, für alles, was du für die Fußball-Familie des FC Rottenburg geleistet hast, danken wir dir recht herzlich. Den Hinterbliebenen gilt unsere große Anteilnahme. Lieber Julius, ruhe in Frieden.“

Julius als Spielausschussvorsitzender (Hintere Reihe 2. von links) mit der Bezirksliga-Meisterelf 1978 sowie der FCR-Vorstand 1983 und der Verabschiedung von Julius aus seinem Amt. 

“Mach´s gut Julius”

Die heuer 75 Jahre bestehende FC-Familie wird die große FCR-Persönlichkeit und große FC-Legende Julius Hallmaier in bester Erinnerung behalten.
“Weinet nicht, dass ich von euch gehe,
seid dankbar, dass ich so lange bei euch war.”

1925 – 2021

Rottenburger Talent Max Besuschkow wird in Regensburg zum DFB-Pokalheld


Max Besuschkow wird zum Matchwinner und Pokalhelden

DFB-Pokal-Achtelfinale am 3. Februar 2021:
SSV Jahn Regensburg – 1. FC Köln 6:5 n. E. (2:2,2:2,2:2)
Der Rottenburger Zweitligaprofi Max Besuschkow vom SSV Jahn Regensburg wurde zum DFB-Pokal-Helden und steht nun im Viertelfinale des DFB-Pokals am 2. oder 3. März, gegen den vom Weltumsegler Boris Herrmann zugelosten nächsten Bundesligisten und sechsmaligen Pokalsieger SV Werder Bremen. Glückwunsch Max!!
Max Besuschkow verwandelte für den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg gegen den Bundesligisten 1. FC Köln im Achtelfinale den entscheidenden Elfmeter zum 4:3 und sorgte somit für ein historisches Ergebnis: Der SSV Jahn Regensburg steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte unter den letzten acht Mannschaften des DFB-Pokals.
Nach einem 0:2 Rückstand konnte die Jahnelf noch in der regulären Spielzeit zum 2:2 ausgleichen. Die anschließende Verlängerung blieb torlos. Nachdem Köln zweimal und Regensburg einmal im Elfmeterschießen scheiterte, behielt Max als entscheidender fünfter Schütze die Nerven und verwandelte sicher und abgeklärt den 10. Strafstoß zum 4:3. Max, der von Beginn an in einem echten Pokalkrimi die kompletten 120 Minuten durchspielte, stammt aus der Talentschmiede des FC Rottenburg.
Max spielte in der F- und E-Jugend des FC Rottenburg, bevor er zum VfB Stuttgart wechselte und dort von der D- bis zur A-Jugend die weitere Ausbildung genoss, dabei Nationalspieler wurde. Seine weitere Stationen kann man im folgenden Interview von Tagblatt-Sportredakteur Tobias Zug mit Max Besuschkow lesen.
Beim Rottenburger Stadtpokal 2019 in der Volksbank Arena mischte er sich unter anderen unter die Rottenburger Zuschauer und begeisterte sich am Hallenfußball. Er ist und bleibt halt einer von uns.
Nun hoffen wir für Max im Viertelfinale des DFB-Pokals eventuell auf eine LIVE-Übertragung im TV. 

Nervenstark: Max Besuschkow erzielte mit dem letzten Elfmeter das Siegtor im Achtelfinale gegen den 1. FC Köln.
FOTO: ULMER (Pressebildagentur/Markus Ulmer)


Ausgeguckt und reingemacht

Der Rottenburger Max Besuschkow schafft mit Regensburg DFB-Pokal-Überraschung.
Regensburg/Rottenburg. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte hat der SSV Jahn Regensburg das Fußball- DFB-Pokal-Viertelfinale erreicht, nachdem der Zweitligist am Mittwoch den Erstligisten 1. FC Köln nach Elfmeterschießen besiegt hatte. Den letzten Elfmeter zum 4:3-Sieg erzielte der Rottenburger Max Besuschkow.
Herr Besuschkow, haben Sie den Viertelfinaleinzug gefeiert?
In der Kabine noch ein bisschen. Aber wir spielen ja am Sonntag wieder, da gab es nicht so viel Zeit, zu feiern.
Sie haben den letzten Elfmeter des Spiels verwandelt. Der Held des Abends?
Nein, da hat jeder seinen Beitrag dazu geleistet.
Haben Sie Druck verspürt? Andererseits hätten Sie verschießen können, dann wäre das Elfmeterschießen
einfach fortgesetzt worden.
Nervös war ich nicht. Ich bin mit dem Gedanken reingegangen, das Ding jetzt einfach zu entscheiden. Die Situation hatte sich so ergeben, deshalb war ich hundertprozentig überzeugt, dass ich das Ding reinmache.
Weshalb waren Sie so überzeugt?
Wenn man nicht überzeugt ist, dann sollte man auch nicht Elfmeter schießen!
Sie hatten diese Saison aber auch schon zwei Elfmeter vergeben. Hatten Sie das im Hinterkopf?
Nein, das habe ich eigentlich ausgeblendet. Davor hatte ich ja, was weiß ich wie viele Elfmeter am Stück hintereinander verwandelt. Das gehört dazu, dass es auch mal Fehlschüsse gibt beim Elfmeter. Wichtig ist einfach, dass man überzeugt zum Punkt geht und den Ball reinhaut.
Hatten Sie Kölns Torhüter bei den vier Schützen vor Ihnen beobachtet?
Klar, da beobachtet man schon, wie er reagiert. Ich habe ihn dann auch ausgeguckt beidem Elfmeter.
Der Platz war sehr schmierig. Bestand die Gefahr, beim Elfmeter auszurutschen, wie es Bayern-Spielern vor sechs Jahren im DFB-Pokalhalbfinale gegen Dortmund passierte?
Am Anfang war er relativ in Ordnung. Mit der Zeit war dann klar, dass der Platz nicht mehr so viel hergibt. Aber wenn man das richtige Schuhwerk anhat, dann passiert da schon nix. Es bestand keine Rutschgefahr.
Trainieren Sie Elfmeterschießen?
Persönlich nicht, weil ich der Meinung bin, dass man diese Drucksituation im Training nicht simulieren kann. Man kann höchstens die Technik trainieren. Deshalb bin ich eigentlich kein so großer Fan davon, Elfmeter zu trainieren.
Ist es in Zeiten ohne Zuschauer überhaupt noch ein Vorteil, als Zweitligist ein Heimspiel zu habengegen einen Erstligisten?
Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn man Heimrecht hat. Selbst ohne Zuschauer ist es etwas anderes, als wenn man ein Auswärtsspiel hat. Vor allem gegen einen Erstligisten.
Warum, was ist da noch der Vorteil?
Natürlich würden wir gerne wieder vor unseren Fans spielen, aber leider ist das aktuell noch nicht wieder möglich. Aber du kennst die Begebenheiten, den Platz. Die Kölner sind da anderes gewohnt in der Bundesliga, das hat uns schon auch in die Karten gespielt.
Bei Eintracht Frankfurt spielten Sie kaum, dann wechselten Sie in die zweite Liga nach Belgien – und sind bei
Jahn Regensburg gleich Stammspieler geworden. Alles richtiggemacht?
Ja. In Frankfurt konnte ich als junger Spieler sehr viel lernen, wie das große Fußballgeschäft auch läuft. Dort konnte ich mit großen Spielern zusammenspielen, konnte viel von denen lernen. Dafür bin ich sehr dankbar. Der Schritt nach Belgien war sehr wichtig, dass ich wieder in den Spielrhythmus komme, dass ich meine 30 Spiele mache und wieder Fahrt aufnehme. Es war mein Ziel, dann wieder nach Deutschland zurückzukehren und dort Fuß zu fassen. Ich bin froh und sehr glücklich, dass ich dann hier in Regensburg gelandet bin, wo ich mich sehr wohlfühle in diesem familiären Verein.
Wen wünschen Sie sich als Gegner für das Viertelfinale?
Nein, wir nehmen jeden, der kommt und versuchen, das Beste zu machen. Wir können das nicht beeinflussen. Und was man nicht beeinflussen kann, darüber sollte man sich keinen Kopf machen.
Leihspieler in Frankfurt, Stammspieler in Regensburg
Seit 2019 spielt der Rottenburger Max Besuschkow beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. Seine erste Profistation des heute 23-Jährigen war Eintracht Frankfurt, von dort wurde er zu Holstein Kiel und Union St. Gilloise (Belgien) verliehen. Der Mittelfeldspieler kickte in der deutschen Jugend- Nationalmannschaft, hat auch die russische Staatsbürgerschaft. Ob der russische Verband mal Kontakt aufgenommen hat? „Ich konzentriere mich auf den Fußball, um alles andere kümmert sich Ingo“, sagt Besuschkow und verweist auf seinen Wendelsheimer Spielerberater Ingo Haspel.
Pressebericht/ Interview von Tobias Zug, Schwäbisches Tagblatt, 05.02.2021