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Tagblatt-Anzeiger-Porträt: Ewald Wiedmaier – “Ich war gefürchtet”


„Ich war gefürchtet“

Ewald Wiedmaier über die Härte des Fußballers

Porträt über Ewald Wiedmaier, Ehemaliger Kapitän des FC Rottenburg und FCR Legende
17. Jahrgang Nr. 48

Früher, in der guten alten Zeit, kümmerten sich die Fußballer der Region nicht um ihre Frisuren.
Stattdessen polierten sie die Schienbeine ihrer Gegenspieler.
Gefürchtet - Ewald Wiedmaier vom FC Rottenburg

Bild. Privat

Ewald Wiedmaier, Jahrgang ’55, war ein Prototyp harter Gangart: „Ich kam im WM-Jahr 1966 zum FC Rottenburg. Mein Vorbild war Wolfgang Weber, das war einharter, konsequenter Spieler“, so Wiedmaier. Weber, Vorstopper des 1. FC Köln und der deutschen Nationalelf, spielte einmal mit gebrochenem Wadenbein weiter. Auch Wiedmaier, immer auf den besten Spieler des Gegners angesetzt, erwarb sich den Ruf des harten Knochens: „Ich war gefürchet“, sagt er heute nicht ohne Stolz. Einmal fragte ihn der Nehrener Enzo Gargiulo, gegen wen Wiedmaier an diesem Tag zu spielen habe. Als dieser antwortete, er, Gargiulo, sei „sein“ Mann, antwortete dieser: „Dann geh‘ ich lieber wieder nach Hause!“Legendär auch die Halbzeitansprache von FCR-Trainer und Ex-Profi Günter Kasperski an seinen Spieler Berthold Hallmayer: „Schauen Sie sich den Ewald an! Schicken Sie ihren Gegenspieler auch mal auf die Aschenbahn!“ Hatte einer der Spieler einen Bluterguss, gab ihm Kasperski ein Romanheftchen. Da sollte der Spieler reinbeißen, während der Trainer den Bluterguss mit den Händen verteilte. „Wenn deine Nasenspitze weiß wurde warst du fit“, so Wiedmaier zur damaligen Trainingslehre.Um roten Karten zu entgehen, habe er immer schnell Schiedsrichter und Gegner die Hand gegeben. Als AH-Spieler ereilte Wiedmaier der einzige Platzverweis. Ein Gegenspieler habe ihn angespuckt. „Da bin ich halt a bissle dra na g‘fahra.“ In dem Moment schaute der Schiri hin.

Eine beliebte Serie von Michael Sturm am Mittwoch, den 27.11.2013, Schwäbisches Tagblatt

Fußballer-Spitznamen: “Das Getrappel der Füße” mit Ewald Wiedmaier


Stachele - Bild Sturm
 
Heute:
Das Getrappel der Füße

Ewald Wiedmaier

Ehemaliger Kapitän des FC Rottenburg und FCR-Legende
Fußballer-Spitzname “Stachele”
Folge 169

 


Dieser Spitzname des Opas diente zur Unterscheidung der Familiennamen
Wiedmaiers gibt es in verschiedensten Schreibvarianten. Um die Familien zu unterscheiden, wurden in Rottenburg Spitznamen verteilt, etwa Waldteufel, oder Kläpperle. Ewald Wiedmaiers Opa war Stachele. Der Spitzname übertrug sich auf den Enkel, der logischerweise beim FCR zu kicken begann: „Wenn ich aus dem Haus bin, habe ich schon das Getrappel der Füße auf der Tribüne gehört und habe gewusst: Da erwartet dich wieder ein Kampf.“ Defensivspieler Wiedmaier war ehrgeizig und talentiert. Als Jugendlicher wurde er in die Bezirksauswahl berufen. Eine Erkrankung verhinderte den Wechsel des damals 18-Jährigen zum Oberligisten SSV Reutlingen: „Der Vertrag war schon unterschrieben.“ Wiedmaier war Manndecker mit Spielmacherqualitäten und strammem Schuss. Und guter Kondition, der sich meist mit 40 Runden um den Sportplatz warm machte. Mit 22 stieg er als Kapitän mit dem FCR in die Landesliga auf: „Wir waren gerade auf der Rückfahrt von einem Mannschaftsausflug, als wir davon erfuhren. Da haben wir gleich Hut und Krawatte von Vorstand Albert Müller verschnitten.“ Mit Anfang 30 ging Wiedmaier zu Landesligist Gültstein und feierte dort Erfolge. Später war er Spielertrainer in Seebronn, Wachendorf und Boll. Aber er sorgte auch dafür, dass die Meisterelf des FCR nach einigen Jahren wieder zusammen kam.