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Matthias Gampert: Das Rottenburger Talent mit der einzigartigen Haarpracht


Der Rottenburger aus Tübingen

Fußball-Landesliga Matthias Gampert kickte seit den Bambini beim SSC, ist inzwischen aber eine Konstante in der Defensive des FC Rottenburg.

Matthias Thomas Gampert, 19

Ein Eigengewächs des FC Rottenburg ausgerechnet aus dem Kiez des SSC Tübingen: Matthias Gampert hat sich in seinem ersten „echten“ Aktiven-Jahr in der Fußball-Landesliga etabliert. Bis auf ein Spiel („da war ich im Urlaub“) hat der 19-jährige alle Partien für den FCR absolviert, meist in der Rottenburger Dreierkette als linker oder rechter Verteidiger. Dabei ist Gamperts Stammverein der SSC Tübingen: Als Kind auf Waldhäuser-Ost führte ihn der erste Weg aufs Holderfeld, „ich habe bei den Bambini dort angefangen.“
In der C-Jugend traf Gampert mit dem SSC auf den FCR, den damals Bernd Geiser coachte. Geiser fiel das Talent auf, „er hat mich angesprochen, ob ich nicht nach Rottenburg kommen möchte.“ Gampert wollte – und durchlief ab der C-Jugend die Nachwuchsteams des FCR. Dabei spielte er meist in der Zentrale, mal offensives, mal defensives Mittelfeld, oder eben Innenverteidiger. Auffallend ist Gamperts Unaufgeregtheit und Abgeklärtheit auch in hektischen Situationen, nicht unbedingt typisch für einen Youngster. „Ich versuche nicht groß nachzudenken und mich mein Spiel zu konzentrieren“, sagt der Rottenburger aus Tübingen, „es bringt ja nichts, aufgeregt zu sein, wenn man den Ball hat – gerade dann passieren die Fehler.“ Das schätzt DC-Coach Frank Eberle: „Er hat immer eine Lösung parat – im ersten Aktiven-Jahr hat es ihm körperlich noch nicht gereicht, aber seine technischen Fähigkeiten haben nur wenige, er antizipiert schon wie ein Großer, ahnt Situationen voraus.“
Talent hat Gampert auch im Tennis. Beim TC Tübingen spielte er in  verschiedenen Junioren-Teams, „inzwischen aber nur noch zum Spaß“, sagt der Student. Fünftes Semester Mathematik und Physik an der Uni Tübingen, der Bachelor-Abschluss rückt allmählich in Sichtweite. Gamperts Zukunft beim FC hängt auch davon ab, wie es für ihn an der Uni weiter geht. Sportlich könnte er sich vorstellen, zu bleiben: „Es macht gerade richtig Spaß, wir sind ein gutes Team und halten zusammen“.
Zunächst gilt die Konzentration dem Landesliga-Alltag: Beim Tabellennachbarn TV Darmsheim (Sonntag, 14.30 Uhr) sollte der FCR, derzeit mit 16 Punkten aus 16 Partien auf dem ersten Abstiegsplatz, zumindest nicht verlieren. „Wir wollen einfach wieder unser gutes Gesicht zeigen“, sagt Gampert. „Nach zuvor vier Spielen ohne Niederlage war diese 0:7-Klatsche in Nehren schon ziemlich har, Tuttlingen dann auch eine unnötige Niederlage“.

Archivbild: Gampert hier mit Durchschlagskraft bei seinem bislang einzigen Landesligatreffer in Holzgerlingen (© Kunze)


Mario Gomez prägte die Langhaar-Frisur
Die langen Locken sind das Markenzeichen von Matthias Gampert. Frisuren-Vorbild war einst Ex-Nationalspieler Mario Gomez, als kleiner Junge ließ sich Gampert die Haare wie sein Vorbild wachsen. „Seitdem habe ich sie mir nie mehr kurz geschnitten, eigentlich kennt mich in Rottenburg jeder so“, sagt der 19-jährige. In Darmsheim geht es für ihn und dem FCR darum, ein Mittel zu finden gegen Simon Lindner (11 Saisontreffer). Längere Zeit ausfallen wird Abwehrspieler Daniel Gall, der sich gegen Tuttlingen die Patellasehne gerissen hat. Frank Eberle hat den TVD gegen Maichingen beobachtet, als Darmsheim in den letzten zehn Minuten aus einem 0:2 ein 3:2 machte. „Das ist schon beeindruckend, welche Mentalität sie haben“, sagt Eberle, „aber wir wollen mit aller Macht versuchen über dem Strich zu überwintern.“ Noch offen ist, wer im Tor steht: Maximilian Blesch fällt wohl erneut aus, auch David Schiebel hat sich im Schulsport verletzt.
Textquelle: Hansjörg Lösel, Schwäbisches Tagblatt am 12.11.2021

Jürgen Haug – Torwarttrainer und Mentor unserer Keeper beim FCR im Porträt


Jürgen Haug, 59

Mit Tüftlergeist

Fußball-Landesliga Seit fünf Jahren ist Jürgen Haug Torwarttrainer des FC Rottenburg. Dabei wollte der Mittelstädter wegen der Fahrstrecke erst gar nicht kommen. Von Tobias Zug
Vor fünf Jahren suchte der damalige Landesliga-Trainer des FC Rottenburg Osman Stumpp einen Torwarttrainer für sein Team. Der Mössinger Wolfgang Poddig, Fußballschulenleiter und Talent-Scout, empfahl ihm dabei Jürgen Haug. Der trainierte damals schon sporadisch in Nehren und Ofterdingen Torhüter, war beim TSV Gomaringen II Trainer und Torwart. Stumpp rief also Haug an – der sagte aber erstmal ab. „Ich hatte da Bedenken wegen der Fahrerei immer von meinem Wohnort Mittelstadt“, erläutert Haug. Und empfahl Stumpp andere Kandidaten.
Mit denen ist Stumpp sich nicht einig geworden, weshalb er nochmals Haug kontaktierte; er solle doch einfach mal kommen und ein Training mit den beiden FCR-Keepern leiten. Die hießen Tobias Wagner und Maximilian Blesch. „Mein allererstes Training mit denen vergesse ich nie“, sagt Haug, „das, was die zwei absolviert haben, das war der Wahnsinn!“ Haug
war angetan vom Engagement der beiden, „der Ehrgeiz hat mich fasziniert“, sagt Haug, „ich kannte das bisher so noch gar nicht.“
Selbst Übungsgeräte gebastelt
Stumpp meldete sich wieder: „Was hast du mitmeinen Jungs gemacht? Die waren ganz begeistert!“ Und Haug sagte zu. Trotz der dreißig Kilometer vom Reutlinger Stadtteil nach Rottenburg. Stumpp ist nicht mehr da, Wagner auch nicht – aber Blesch seit dieser Saison wieder, nachdem der Torhüter kurz nach Haugs Engagement in Rottenburg zum SV Hirrlingen gewechselt ist. Während er beim SVH „nicht so konstant“ Torwarttraining hatte, genieße er dieses jetzt unter Haug in Rottenburg: „Durch Jürgen habe ich die zweite Luft bekommen“, sagt der 30-jährige Blesch, „ich muss sagen, seit ich in der Jugend bei den Stuttgarter Kickers war, hatte ich nicht mehr so ein gutes Torwarttraining.“ Haug sei kreativ, „er lässt sich immer was Neues einfallen, kein Training ist wie jedes andere, und er geht auch auf spezielle Wünsche ein“.
Haug war früher selbst Torhüter, unter anderem in Mittelstadt und Walddorf, war beim SV Walddorf Jugendtrainer. Ab und zu besuchte er Torwarttraining-Schulungen, einen Torwarttrainer-Schein aber hat er nicht. „Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters habe ich den nicht gemacht“, sagt der 59-Jährige. Bei anderen Trainern schaut er sich was ab. Insbesondere der Spanier Inaki Cana Pavón hat es ihm dabei angetan, der aktuelle Torwarttrainer von Arsenal London, dessen Trainingseinheiten er im Internet verfolgt. „Das ist sehr strukturiert“, sagt Haug, „auch wenn du Profitraining nicht auf die Landesliga eins-zu-eins übertragenkannst.“
Allerdings sei der FC Rottenburg schon recht professionell ausgestattet. So gibt es Air-Dummys, die beispielsweise als Freistoßmauer
oder Hindernisse beim Flankentraining benutzt werden können. Und Haug ist selbst erfinderisch bei seinen Übungen: Er bastelte selbst eine Schanze, die Bälle ablenkt, oder auch ein Brett, das er in den Händen hält, mit dem er zugespielte Bälle steuert.
Julian Häfner: „Mein Projekt“
Ein Mal die Woche, bei Wunsch auch öfter, trainiert Haug mit den FCR-Torhütern Blesch, David Schiebel und Mohammed Mehri. Wobei Mehri direkt nach dem ersten Training in die Klinik musste, weil er sich den Finger ausgekugelt hatte und jetzt wieder verletzt ist. Dazu kommt noch A-Jugendtorwart Julian Häfner. „Das ist mein Projekt“, sagt Haug über den Altenrieder, den er als B-Jugendlichen zum FCR lotste. Seither fahren Häfners Eltern oder er den Youngster zum Training und Spiel.
Bis nächsten Dienstag ist Haug noch im Urlaub in Kroatien. Dort
besucht er wie in den vergangenen Jahren seinen Freund Ivan Baric, der als Trainer vor über zwanzig Jahren Haug zum TSV Gomaringen holte und mit 72 Jahren noch eine Mannschaft in Kroatien coacht. In Gomaringen arbeitete Haug später auch erstmals mit dem jetzigen FCR-Trainer Frank Eberle zusammen, als der die erste und Haug die zweite Mannschaft trainierte. „Jürgen hat ein sehr, sehr angenehmes Wesen“, sagt Eberle. All diese positiven Rückmeldungen, diese Wertschätzung, sagt Haug, „die habe ich noch nie so erlebt wie in Rottenburg“.

Der Torwart-Freund: Jürgen Haug umarmt Tobias Wagner nach der Rottenburger Bezirksliga-Meisterschaft vor zwei Jahren.
Bild: Ralph Kunze

Textquelle: Tobias Zug, Schwäbisches Tagblatt am 24.09.2021